Frühjahrs-Dämmerung über Schloss Auerbach. Der Schatten von riesigen Schwingen fällt in den Schlosshof. Am blutroten Morgenhimmel zieht ein übernatürlich großer Rabe seine Kreise. Eines der Burgfräulein öffnet ein altes Bleiglasfenster durch das feenhaft das Morgenlicht fällt und entdeckt das überdimensional große Tier. Genau in diesem Moment lässt es einen Gegenstand aus seinem pechschwarzen Schnabel fallen, der genau in der Mitte des Burghofes aufschlägt. Bis zur Sommersonnwende sprießte daraufhin an genau dieser Stelle bereits ein kleiner lebenslustiger Nussbaum der nach einigen Jahren zu einem stattlichen Exemplar herangewachsen war und mit seinem großen Blätterdach den Schlossbewohnern des Sommers angenehm kühlen Schatten spendete.

Dieser Schattenspender musste im gleichen Jahr wegen einer alten Sage aber noch weichen. Nach dieser Sage soll aus dem Holz dieses Nussbaumes eine königliche Wiege gefertigt werden und das Kind welches als erstes in ihr gewiegt würde solle dann die Fähigkeiten mitbringen die Schätze welche in den Gewölben und Verliesen des Schlosses schlummern sollten, zu heben. Mit dieser Tat könne er so auch die Königstochter von ihren Qualen erlösen die seit ewigen Zeiten dazu verflucht ist diese Gold-Schätze zu bewachen.

Als nun Alles so gekommen und der Jüngling zum Manne herangewachsen war träumte es dem Auserwählten in drei aufeinanderfolgenden Nächten dass er sich zur Mittagszeit alleine in den Schlosshof begeben solle. Als er dort am vierten Tage eingetroffen war tat es einen unheimlichen Donnerschlag und aus dem direkt vor ihm in den Boden fahrenden Gewitter-Blitz entfuhr eine wunderschönen weiße Dame die aus einem dunklen Gang der Schlossmauer zu kommen schien.. Diese sprach zu ihm, dass er fürstlicher Besitzer aller in den Verliesen vergrabenen Schätzen werden könne, wenn er sie nur zu erlösen vermöge. Allerdings würden diese von einer feurigen Bestie in Hundegestalt bewacht die er mit einer in den uralten Gemäuern befindlichen Rute forttreiben müsse. Auch das Gerippe des alten Wächters auf der Schatztruhr müsse er überwinden und so zu staub werden lassen. Das Alles müsse am kommenden Tage zur selben Zeit geschehen. Sie selbst würde ihm aber durch Blitz und Donner aus dem schwarzen Gange in ganz anderer, furchterregender Form entgegentreten. Getrosten Mutes fand sich der junge Mann am darauffolgenden Tage zur selben Zeit im Schlosshof ein. Unter fürchterlichem Donner und Getöse schoß eine riesige, schreckliche Schlange die einen große, uralten, verrosteten Schlüssel zwischen ihren Giftzähnen hielt, aus dem dunklen Gang hervor. Unter dem Aufschrei „Hilf Gott“! aus dem Munde des Mannes und dessen Versuch Fersengeld zu geben tat es erneut einen Schlag und Alles war urplötzlich verschwunden. So hatte der Ängstliche nicht nur sein eigenes Glück verspielt, sondern auch die Erlösung der jungfräulichen weißen Frau verhindert. Diese muß nun in ihrem feuchten, schaurigem Verlies auf die Zeit warten bis wieder ein Rabe eine Nuss über dem Schloss fallen lassen mag und der Kreislauf von Neuem beginnen möge.